13: Was ist ein Planet? Teil 3: Von Pluto und anderen Zwergen

In der Mitte des 20. Jahrhunderts kannte man in unserem Sonnensystem neun Planeten (siehe Weltallwissend 11&12: „Was ist ein Planet?“ – Teil 1 und Teil 2). Jedoch stach Pluto immer etwas heraus, da er viel kleiner als alle anderen Planeten war, außerdem ist seine Umlaufbahn sehr stark elliptisch und während die Umlaufbahnen der anderen Planeten in einer Ebene liegt, war seine seltsam gekippt.

Ende des 20. Jahrhunderts wurden im äußeren Sonnensystem jedoch immer mehr Objekte entdeckt. Der Astronom Neil deGrasse Tyson überlegte daher schon im Jahr 2000, ob man Pluto nicht eigentlich den Planetenstatus aberkennen sollte. Er initiierte gar eine Ausstellung, in der er das kurzerhand tat.

Im Sommer 2002 entdeckten Mike Brown und Chad Trujillo hinter Pluto, im sogenannten Kuipergürtel, ein weiteres Objekt, das wir heute Quaoar nennen. Da sein Durchmesser halb so groß ist wie der von Pluto, wurde teilweise von einem zehnten Planeten gesprochen, doch auch die Idee, Pluto aus der Gruppe von Planeten rauszuschmeißen, wurde immer populärer. Auch die beiden Entdecker waren der Meinung, dass ihr Fund nur ein weiteres Indiz dafür sei, dass Pluto nur ein großes Kuipergürtel-Objekt ist.

Vorerst blieb jedoch alles beim Alten. Auch, als Quaoars Entdecker in den folgenden Jahren Sedna, die etwas kleiner als Quaoar ist, und Haumea, deren Durchmesser hingegen drei Viertel von Plutos Durchmesser beträgt, fanden, änderte sich nichts.

Und Mike Brown suchte weiter. Am 5. Januar 2005 entdeckte er schließlich Eris. Da wir ihre Größe immer noch nicht exakt bestimmen können, wissen wir bis heute nicht genau, ob sie etwas kleiner oder etwas größer als Pluto ist. Letzteres ist jedoch sehr wahrscheinlich. Benannt wurde Eris im Spätsommer 2006 nach der griechischen Göttin der Zwietracht und des Streits. Der Name hätte nicht besser gewählt werden können, denn bis dahin hatte das Objekt für eine der heftigsten Auseinandersetzungen der Astronomie gesorgt.

Diese fing an, als Mike Brown gemeinsam mit Chad Trujillo und David Rabinowitz am 29. Juli 2005 ihren Fund der Öffentlichkeit präsentierten. Es entflammte eine heftige Diskussion zwischen Astronomen, ob das neu entdeckte Objekt, das damals noch Xena genannt wurde, ein zehnter Planet sei oder ob man Pluto den Planetenstatus aberkennen sollte. Immer stärker drängte sich die Frage auf: Was ist eigentlich ein Planet? Von der IAU (International Astronomical Union), die für solche Entscheidungen zuständig ist, hörte man hingegen nichts. Ungefähr ein Jahr äußerte sie sich überhaupt nicht zu den Ereignissen.

Im August 2006 sollte auf einer Konferenz der IAU schließlich eine Entscheidung getroffen werden. Dabei gab es zwei Vorschläge. Einer warf Pluto raus, nach diesem Vorschlag würde es nur noch acht Planeten in unserem Sonnensystem geben. Der andere hingegen nannte nicht nur Pluto und Eris, sondern auch den Pluto-Mond Charon und den großen Asteroiden Ceres einen Planeten. Nach ihm würde es zwölf Planeten geben. Doch dieser Vorschlag sei vollkommen willkürlich gewesen, meint Eris‘ Entdecker Mike Brown. Für viele Astronomen sei es eine sehr emotionale Entscheidung gewesen, außerdem wollte die IAU öffentlichen Protest vermeiden.

Stundenlang wurde diskutiert, bevor erstaunlich eindeutig entschieden wurde: Pluto ist kein Planet mehr. Außerdem gab es nun endlich erstmals eine offizielle Definition des Wortes „Planet“ – er muss folgende Bedingungen erfüllen:

  • Er muss um einen Stern kreisen.
  • Er muss genügend Gravitationskraft besitzen, um annähernd rund zu sein.
  • Er darf kein Mond sein.
  • In der unmittelbaren Umgebung seiner Umlaufbahn dürfen sich keine Kleinkörper befinden.

Die Himmelskörper, auf die der letzte Punkt nicht zutraf, wurden von da an Zwergplaneten genannt. Obwohl der Begriff darauf hindeutet, dass es sich hier um eine Untergruppe der Planeten handelt, zählen Zwergplaneten per Definition nicht zu den Planeten. Zu ihnen gehören außer Pluto und Eris die beiden Objekte Haumea und Makemake, die kurz vor und kurz nach Eris entdeckt wurden, und der bereits 1801 entdeckte Ceres, der bis 2006 als Asteroid galt.

Wie erwartet stieß die Entscheidung in der Öffentlichkeit auf Protest. 2006 wurde in den USA das Wort „plutoed“ zum Wort des Jahres gewählt – in der Bedeutung „abgewertet“ oder „zurückgestuft“. In Illinois, dem Staat, aus dem Plutos Entdecker Clyde Tombaugh stammte, wurde per Gesetz entschieden, dass Pluto dort wieder als Planet galt.

Doch auch unter Astronomen, die es befürworteten, dass Pluto kein Planet mehr war, kam es zu Kritik an der neuen Definition, insbesondere an dem vierten Punkt, der eben dafür verantwortlich war, dass Pluto nicht mehr zu den Planeten zählt. Schließlich sollte anhand des Objektes selber entschieden werden, ob es ein Planet ist oder nicht. Die vierte Bedingung tat jedoch genau das nicht, sondern orientierte sich an dessen Umlaufbahn. Doch auch die Tatsache, dass ein „Zwergplanet“ per Definition kein „Planet“ ist, stieß auf Unverständnis.

In unserem Sonnensystem gibt es seit 2006 also wieder nur acht Planeten. Doch bei dieser Reihe soll es ja nicht nur um Planeten innerhalb unseres Sonnensystems gehen, sondern allgemein um Planeten – und inzwischen kennen wir deutlich mehr von dieser Sorte. Seit 1995 wurden mittlerweile über 4000 Planeten entdeckt, die um andere Sterne kreisen. Diese Planeten werden extrasolare Planeten oder kurz Exoplaneten genannt und um sie wird es im nächsten und letzten Teil der Reihe „Was ist ein Planet?“ gehen.

Quellen: